9. Juni 2013: Geologische Radltour, mit Dr. Paul Herbst
„Warum das Radfahren bei uns so mühsam ist“

Auf nach Hochhorn hieß es sowohl für Radlfahrer, als auch für Autofahrer bereits recht früh an diesem Juni-Sonntag. Und nach einem zähen Anstieg bei sommerlichen Temperaturen, traf der Verein mit 37 gut gelaunten Teilnehmern auf dieser herrlichen Aussichtsterrasse ein. Vorsitzender Herbert Klein begrüßte alle Anwesenden und freute sich besonders, dass auch etliche Kinder dabei waren.

Dem Geologen Mag. Dr. Paul Herbst ist die Landschaft des Surtals recht gut bekannt – er kartierte das geologische Kartenblatt Freilassing, das bis Teisendorf reicht. Er wohnt in Seekirchen am Wallersee, arbeitet bei dem Salzburger Ingenieurbüro GWU wohnt in Seekirchen am Wallersee und betreibt in Seeham die Kugelmühle am Teufelsgraben.

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Paul Herbst entrollte eine Karte, auf der in verschiedenen Farben die Gesteine dargestellt sind und die aufmerksamen Zuhörer erfuhren Interessantes über die Eiszeit, deren Gletscher und den damit verbundenen Gesteinsbewegungen und Ablagerungen. Viele Millionen Jahre wurden durch Begriffe wie z. B. Tertiär und Helveticum, Molasse- und Flyschzone lebendig. Die Chiemgauer und Berchtesgadener Alpen gehören zu den Kalkalpen. Der Teisenberg ist aus Schlammströmen in einem tiefen Meeresbecken gebildet worden, welche später durch die Alpenbildung zu z.B. Sandstein wurden, aus dem man lange Zeit Mühlsteine fertigte. Zahlreiche Fossilien lassen sich heute noch in verschiedenen Gesteinsformationen finden. Auch die Salzlagerstätten – von Reichenhall bis Hallstatt –wurden im Zuge der Alpenbildung in ihre heutige Position gebracht.

Eine weitere Karte zeigte den Verlauf von Salzach- und Inngletscher. Die Zuhörer erfuhren vom „Nährgebiet“ und „Zehrgebiet“. Fast unvorstellbar war die Mächtigkeit des Eises, aus dem der Teisenberg gerade noch herausschaute. Zell am See zeigte 1300 Meter Eis über der dortigen Geländehöhe, Salzburg war noch mit 600 Metern Eis bedeckt. Hochhorn ist dann eine Endmoräne, die mit 770 Meter knapp aus dem Eis schaute. Westlich davon war die Landschaft eisfrei bis zum Chiemseegletscher (Pechschnait). Durch Ausschürfungen entstanden die teilweise tiefen Seen des Alpenrands, wie der Waginger See oder auch der Attersee.

Was macht nun das Radlfahren in unserer Gegend so mühsam? Durch die Gletscherbewegungen wurden riesige Gesteinsmassen transportiert - oft über mehrere hundert Kilometer. An seinen Rändern entstanden sogenannte „Moränen“, Endmoränen wie die am Hochhorn weisen steile Flanken auf. Öffnet man diese Moränen, kann man alle Gesteinsformen sehen, von großen Blöcken bis zu feinem Kies, Sand und reinem Ton.

Die Salzach, ein Stammbecken, war am Ende der Eiszeit ein See, durch die durch wenig Vegetation sehr starke Erosion bildete sich Seeton und anschließend darüber Moor. Die langgezogenen heute sichtbaren Höcker, nennt man „Drumlins“. Sie entstanden durch die Schürfwirkung des Gletschers im Zehrgebiet. Durch Abschmelze bildeten sich unter den Gletschern teils mächtige Wasserströme, die Täler formten, welche heute als Trockentäler vorliegen, wie etwa die Ramsau zwischen Höglwörth und Teisendorf.

Nun setzte sich die Ausflüglerschar wieder auf die Drahtesel (bzw. hinters Lenkrad) und genoss die beschwerdefreie Abfahrt über Surbergbichl, Spiegelsberg, Rausch und Leiten nach Quirn. Dort ist als Rest einer großen Kiesgrube noch ein kleiner Aufschluss vorhanden, der alles zeigt, was der Salzachgletscher seinerzeit mitgebracht hatte. Das Surtal ist hier ein typisches Entwässerungstal mit einer sogenannten Randterrasse. Nach Rückzug des Gletschers änderte die Sur ihre Fließrichtung. Dr. Herbst erklärte, dass Bodenproben den Verlauf von Schichtungen anschaulich machen. Das Brechen der Steine mit einem Werkzeug gibt Aufschluss über deren Beschaffenheit, z. B. Sandstein. Besonders die Kinder zeigten großes Interesse an den verschiedenen Steinen, die teilweise von weither kommen. Sand und Kies werden vom Bauern für verschiedene Zwecke abgebaut.

Für die Weiterfahrt musste nun erst wieder der Hang hinauf nach Leiten überwunden werden. In Gotenbach erfrischte der kurze Spaziergang im schattigen Wald, entlang des Baches, der sich hier ein Bett gegraben hat. Darin sind in der Endmoräne, die hier bestens aufgeschlossen ist, Steine zu finden, die bis aus der Tauernregion stammen. Dass ein Stein weit gereist ist, erkennt man oft auch an seiner gut gerundeten Form: der Gletscher hat durch sein Abschmirgeln dafür gesorgt.

Dr. Paul Herbst beantwortete noch viele Fragen seiner interessierten Zuhörer. Für seinen lockeren und gut verständlichen Vortrag und die kenntnisreichen Ausführungen bekam er wohlverdienten Applaus und viel Zustimmung. Der Ausflug fand seinen Ausklang im Wirtshaus in Lauter, wo man unter alten Bäumen mit gutem Appetit das Mittagessen einnahm und noch eine gute Weile gemütlich beisammen saß.
JM/GW/PH.